Experiment des Monats
März 1999

Sympathetische Tinte

Im 17. bis 19. Jahrhundert erfreuten sich Sympathetische Tinten großer Beliebtheit. Diese Essenzen dienten zur Übermittlung geheimer oder eventuell kompromittierender Botschaften. Man kann beispielsweise mit Zuckerlösung oder Milch schreiben. Der Text ist unsichtbar und kann vom Empfänger durch Erwärmen sichtbar gemacht werden. Bei anderen sympathetischen Tinten erfolgt die Sichtbarmachung durch spezielle Reagenzien.

Geräte und Chemikalien:
Saugfähiges Papier, Spritzflasche.
ca. 5%ige Kaliumhexacyanoferrat(II)-Lösung, ca. 5%ige Kaliumrhodanid-Lösung, ca. 1%ige Eisen(III)chlorid-Lösung.

Durchführung:
Die "Botschaft" mit der Blutlaugensalz- bzw. Rhodanid-Lösung auf das Papier schreiben. Für eine breitere Schrift eignen sich sehr gut Wattestäbchen. Nach dem Trocknen ist die Schrift fast unsichtbar. Beim Besprühen des Blattes mit der Eisenchlorid-Lösung färben sich die mit Hexacyanoferrat beschriebenen Bereiche blau, die mit Rhodanid behandelten rot.

Erklärung:
Fe3+-Ionen bilden mit Hexacyanoferrat(II) einen tiefblauen Niederschlag, das "Berliner Blau". Mit Rhodanid-Ionen bildet Fe3+ dunkelrote Komplexe. Beide Farbreaktionen werden auch zum qualitativen Nachweis von Eisen verwendet.
Für eine dunkelblaue Schrift kann auch Gallussäure - sie kommt z.B. in Gerbsäure (Tannin) vor - verwendet werden. Gallussäure bildet mit Fe3+ blauschwarze Komplexe (Eisen-Gallus-Tinte).

Gefahren:
Kaliumhexacyanoferrat(II) und Kaliumrhodanid sind gesundheitsschädlich, Eisen(III)chlorid ist ätzend.

Entsorgung:
Nicht mehr benötigte Lösungen kommen zum Schwermetall-Abfall.

Literatur & Links:
Otto Krätz: "Historische chemische Versuche" - S. 51-55
H. Roesky, K. Möckel: "Chemische Kabinettstücke" - Versuch 39, S. 95-96
A. Schunk: "Vom Roten Ocker zum Titanweiß" - Versuch 7, S. 17
und andere




Archiv:

Februar 1999: Wanderungsgeschwindigkeit von Ionen




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Seite erstellt am: Freitag, 26. Februar 1999, A. Schunk.