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Experiment des Monats
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Bei vielen Erkrankungen des Urogenitaltraktes tritt eine Hämaturie auf - im Harn ist Blut nachweisbar. Häufige Erkrankungen sind dabei Entzündungen (Glomerulonephritis, Pyelonephritis), Harnwegsinfekte und Harnsteine (Nieren- und Harnleitersteine). Antikoagulatien-Therapie, Tumore in Nieren oder Blase, Nierenzysten, sowie genetisch bedingte Nephropathien können zu Hämaturien führen und auch Menstruationsblut kann im Harn auftreten. Man unterscheidet zwischen Mikrohämaturie (< 5 Erythrozyten/µl) und Makrohämaturie (hier sieht man eine rötliche Färbung). Mittels Teststreifen kann Hämoglobin im Harn nachgewiesen werden. Eine Unterscheidung zwischen freiem Hämoglobin und Erythrozyten ist jedoch nur mikroskopisch möglich.
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Geräte und Chemikalien:
Teststreifen zum Hämoglobin-Nachweis,
verdünnte Hämoglobin-Lösung (z.B. Tierblut oder Erythrozyten-Suspension
mit dest. Wasser oder isotoner Kochsalzlösung verdünnen),
Bechergläser.
Durchführung:
Den Teststreifen 1 Sekunde in die Lösung tauchen und nach 30 Sekunden mit der
Farbskala vergleichen. Die Skala gibt die Zahl der Erythrozyten in 1 µl an.
Wenn sich die Erythrozyten in einer isotonen Lösung befinden, zeigt sich in der Regel
ein gepunktetes Bild. Erfolgte eine Hämolyse (in dest. Wasser), erscheint eine homogene
Färbung.
Hinweis: Es sind nur Kombinations-Teststreifen erhältlich, die neben dem Feld
zur Hämoglobin-Bestimmung in der Regel auch Proteine und Glucose und ggf. bis
zu weitere 7 Laborwerte anzeigen können.
Die Hämoglobin-Konzentration erhält man durch Multiplikation des ermittelten
Wertes mit dem MCH (mittleres corpusculäres Hämoglobin) = Hämoglobingehalt
je Erythrozyt. Beim gesunden Menschen beträgt der MCH ca. 30 pg/Ery (Referenzbereich:
28-33 pg/Ery).
Erklärung:
Der Hämoglobin-Nachweis beruht auf der Peroxidase-ähnlichen katalytischen Aktivität
von Eisenporphyrin-Proteinen (analog reagieren u.a. auch Myoglobin und viele Cytochrome).
Hämoglobin katalysiert die Freisetzung von Wasserstoffperoxid aus organischen Peroxiden
(hier: Cumolhydroperoxid). H2O2 oxidiert dann eine polyaromatische Verbindung
(hier: 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin) zu einem Farbstoff.
Kontamination durch bestimmte Mikroorganismen und einige Desinfektionsmittel können
zu einem falsch-positiven Befund führen.
Entsorgung:
Lösungen, die Körperflüssigkeiten (Blut) enthalten, können potentiell infektiöses Material
enthalten und müssen daher separat entsorgt werden.
Literatur & Links:
Jürgen Voigt & Peter Ludwig: Modellstudiengang Medizin,
Praktikum Urindiagnostik; Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2012
Werner Laubinger, Regina Freund & Axel Schunk: Modellstudiengang Medizin,
Praktikum Labordiagnostik; Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2013
Gerd Herold: Innere Medizin. Köln, 2011
Frau Dipl.-Päd. Regina Freund, Institut für Biochemie der Charité, danke ich sehr herzlich für die Unterstützung.
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Seite erstellt am: Sonntag, 10. November 2013,
A. Schunk,
Charité - Universitätsmedizin Berlin.
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